ZU DIESEM ARTIKEL

AUTORIN: Monica Fischer
MAGAZIN: VR Praxis (5/13)
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Auf einmal fühlen sich Menschen dem Leben entfremdet, das gewohnte Konstrukt eines tempovollen Aneinanderreihens von Pflichten und Aufgaben fällt in sich zusammen.

Der Zug rast zwischen den Feldern durch, am rechten und linken Seitenfenster flitzen Häuser vorbei, zwischendurch der Golfplatz, eine Seelandschaft, ganze Dörfer und Städte rasen im Eiltempo in und durch unsere Wahrnehmung. Diese «ganz normale Raserei» gehört zu unserem Alltag und ist weniger spektakulär, als sie sich anliest.
Es ist nur eine Zugfahrt von Luzern nach Bern.
Der Zug hält angekündigt bei der nächsten Station – Menschen steigen aus und wieder ein. BurnOUT dürfen Sie als einen «unfreiwilligen Ausstieg» betrachten; sozusagen als Sprung aus dem fahrenden Zug! Dieser Absprung ist mit
Verletzungen verbunden, welche sehr unterschiedlich sein können.
Gewaltsam aus dem System «katapultiert» zu werden, hinterlässt Spuren.
Auf einmal fühlen sich Menschen dem «normalen Leben» entfremdet und das gewohnte Konstrukt eines tempovollen Aneinanderreihens von Pflichten und Aufgaben bis zur Vergessenheit, wer man eigentlich ist und welche Dinge das Leben lebenswert machen, fällt gnadenlos in sich zusammen. Ein undiskutierbares Faktum ist, dass wir in einer Stressgesellschaft leben und jeder Mensch unterschiedlich mit dieser Herausforderung um geht. Verhaltenskonstrukte werden und müssen auf den Prüfstand gestellt werden.
Berechtigterweise stellt sich die Frage, ob es wirklich notwendig ist, überall dabei sein zu müssen und jederzeit eine grosse «Fangemeinde» auf Twitter, Facebook & Co am eigenen Leben teilhaben zu lassen. Dabei auch deren Meinungen abzufragen und Sorgen grossräumig zu verschieben – anstatt zu lösen.
Unabhängig der Hierarchiestufe oder der Gesellschaftsschicht drängt sich die erste Verhaltensreflektion auf. JETZT lohnt es sich, einen grossen Moment innezuhalten und auf einem Blatt Papier die eigene innere Landschaft gnadenlos aufzuzeichnen.

DIAGNOSE – ES WIRD ERNST

Allerspätestens hier ist die Einbahnstrasse derart eng, dass keine Umkehr mehr möglich ist und kein Weg aus ihr herausführt. Durch die Diagnose BurnOUT kommen in den meisten Fällen monatelange Therapievariationen und die Erarbeitung von neuen Lebensgestaltungsmodellen zum Einsatz. Die Sinnhaftigkeit des Lebens wird hinterfragt, analysiert und die «unterschiedlichen Stimmen des inneren Teams» strukturiert. Dabei werden nicht nur das aktuelle soziale und berufliche Umfeld in mühevoller Kleinarbeit belichtet, sondern auch Kindheits-, Jugend und Erwachsenentraumata ins Bewusstsein geholt, «entemotionalisiert» und
in das «hauseigene Museum» gestellt.
Diese Reise zu sich selbst ist anspruchsvoll, zeitintensiv und gesundheitsfokussiert. Zeit und Ruhe, das Verständnis und die Mitarbeit des Umfeldes sind ein absolutes MUSS.

AKZEPTIEREN und DISTANZIEREN

Wichtig ist zu akzeptieren, dass wir Menschen zwar im JETZT LEBEN, aber uns gleichzeitig auch in «Parallelwelten» bewegen, wie der Vergangenheit, der Zukunft,
der Träume und der Hoffnung. Es gilt eine praktikable Gedankenstruktur zu erarbeiten und zu führen, welche die Balance zwischen den einzelnen Elementen halten und die Kontrolle über das «innere Team» übernehmen kann. Die Akzeptanz der eigenen Verhaltensmuster ist wichtig, um gewünschte Änderungen zu formulieren und nachhaltig in den Alltag zu integrieren und zu ritualisieren.
Ohne empathisches und fachkompetentes Coaching läuft da gar nichts.
Zum Einsatz kommen unterschiedliche Coachinginstrumente, die den Klienten befähigen, den Alltag wegweisend neu zu gestalten, seine Träume möglichst praxiskonform zu verwirklichen und die unterschiedlichen Tagesthemen aus der nötigen Distanz zu betrachten. Wichtig ist, dass die Lösungen praxistauglich sind
und die damit verbundenen Achtsamkeitsübungen immer und überall angewendet beziehungsweise im Leben eingebaut werden können.

DER EINSTIEG NACH DEM AUSSTIEG

Der Zeitpunkt für den Wiedereinstieg muss gut überlegt und vorbereitet sein.
Je nach Schweregrad der Erschöpfung ist mit drei bis neun Monaten zu rechnen. Beobachtbar ist in vielen Fällen eine zu frühe Integration, die den Betroffenen das Gefühl vermitteln will, sie stünden nicht ganz losgelöst von der Gesellschaft da.
Eine fundierte Rekonvaleszenz ist jedoch wichtig, damit die gewonnene Stabilität mit dem Wiedereinstieg in den Arbeitsprozess nicht gleich wieder in sich zusammenfällt. In dieser Prozessphase empfiehlt sich ein Coach, der psychologische und wirtschaftliche Kenntnisse und Erfahrung hat. Die fachkompetente Vertrauensperson entlastet auch das soziale Umfeld und die gemeinsame Zeit kann wieder als «Familien und Freundeszeit» genutzt werden – was wiederum «POSITIVE ENERGIE» auslöst.